Perspektivwechsel – Auszubildende der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau und des Umweltbundesamtes nehmen das Rathaus unter die Lupe
Wie barrierefrei ist das Rathaus von Dessau-Roßlau? Sind alle Ämter für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen leicht zugänglich? Können alle Menschen in gleicher Weise einen Antrag ausfüllen? Wie kann der Bürger*innenkontakt vielfaltssensibel und konstruktiv gestaltet werden?
Für die Auszubildenden der Stadtverwaltung und des Umweltbundesamtes ging es im September 2021 an zwei Workshoptagen auf Antwortsuche. Organisiert durch das Integrationsbüro sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, und umgesetzt durch die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V., setzten sich die zukünftigen 16 Verwaltungsfachangestellten aktiv mit den Themen Interkulturalität und Diversität, der eigenen Verwaltungskultur sowie bestehenden Barrieren auseinander. In kleinen Gruppen tauschten sich die Teilnehmenden z.B. über Rollenvorstellungen und Vorurteile in unserer Gesellschaft aus. Sie lernten sich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen sowie diese zu hinterfragen. Ziel war es eigenen Bilder und Wahrnehmungsstrukturen und deren Einfluss auf die täglichen Arbeitsstrukturen zu reflektieren.
„Das Besondere an der Fortbildung ist, dass die Teilnehmenden in die Rolle der Bürger*innen schlüpfen und durch einen Parcours der Vielfalt im Haus geleitet werden. Ziel der Weiterbildungstage war es, die Auszubildenden nicht nur theoretisch, sondern auch praxis- und realitätsnah zu schulen“, erklären Katja Paulke und Tessa Buchwitz von der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. das Konzept der Weiterbildung.
„Mit dem Weiterbildungsformat wollen wir nicht nur die Perspektiven der Auszubildenden in Dessau-Roßlau schärfen. Langfristig soll sich Dessau-Roßlau zu einer diversitätsorientierten Stadt entwickeln in der die Verwaltungen mit gutem Beispiel vorangehen. Das Weiterbildungsformat für die Auszubildenden ist dabei ein strategischer Baustein“, so Christian Altmann vom Integrationsbüro der Stadt Dessau-Roßlau.
Mit eingeschränkten Sinnen und Bewegungsradien stellten die Auszubildenden somit das Rathaus auf den Prüfstand. Unter dem Gedanken „Wie offen ist die Stadtverwaltung?“ füllten sie im Altersanzug Formulare und Anträge aus oder suchten sich als blinde Bürger*innen oder im Rollstuhl sitzend ihren Weg zu einer Sprechstunde. In einer abschließenden Auswertungsrunde sammelten die Azubis erste Handlungsempfehlungen für einen vielfaltssensibleren und offeneren Umgang mit den Bürger*innen.
Das Pilotprojekt wurde vom IKOE-Projekt der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. im Rahmen der gemeinsamen Kooperationsvereinbarung „Dessau-Roßlau lebt Weltoffenheit und Vielfalt“ zwischen der Hochschule Anhalt, dem Umweltbundesamt sowie der Stadt Dessau-Roßlau durchgeführt. Durch die Kooperation werden u.a. unterschiedliche Fortbildungsformate im Themenfeld vielfaltssensibler Verwaltung angeboten. Mitte Dezember wird eine zweite Fortbildungsreihe starten.
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